Politische Bildung an der Fachoberschule

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Anja Bindges und Ludiwna Otto

Die Tatsache, dass eine Vielzahl von Schülern der Fachoberschule zur nächsten Bundestagswahl bereits volljährig sind und damit das aktive Wahlrecht ausüben dürfen, nahm Anja Bindges, Bundestagskandidatin der SPD im Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück, zum Anlass, Politikunterricht aus der Praxis anzubieten. Sozialkundelehrerin Ludwina Otto hatte die Idee ihrer Schülerin Ramona Klein umgesetzt und Frau Bindges zur Fachoberschule nach Sohren-Büchenbeuren eingeladen.

Bindges, die bereits mit 25 Jahren als Gemeinderatsmitglied politisch aktiv war, warb dafür, sich bereits als junger Mensch zu engagieren. „Als einzige Frau musste ich damals die alten Herren von meiner Arbeit überzeugen. Und das ist mir gelungen, indem ich inhaltlich sehr gut vorbereitet in die Sitzungen gegangen bin. Das hat Eindruck hinterlassen.“

Sehr gut vorbereitet war die Kandidatin der SPD auf die vielen Fragen der FOSler. Frau Bindges, die vor allem die Themen Soziale Gerechtigkeit, Demografische Entwicklung, Gesundheit und Pflege auf ihrem Programm hat, stand auch zu anderen interessanten Themen wie Arbeits- und Bildungspolitik Rede und Antwort.

Ein Schüler wollte zum Beispiel wissen, ob das Sitzenbleiben abgeschafft werden soll. „Wenn wir für durchlässige Schulsysteme sorgen, erübrigt sich das Wiederholen einer Klasse“ so Bindges. „Insgesamt sollen in unserem Schulsystem alle die gleichen Chancen haben.“ Zur Frage nach der Abschaffung der Hauptschule meinte sie, dass es nichts helfe, das Etikett zu wechseln. Wichtig sei, dass jedes Kind nach seinen Möglichkeiten gefördert würde. Es solle nur das Kind zum Gymnasium gehen, das tatsächlich kann, damit die Schulzeit nicht zur Qual würde.

Ein Schüler fragte nach ihrer Meinung zur Fachoberschule. Bindges spricht von einem sehr guten System, in dem Chancen zur Orientierung gegeben werden. Auch eine Konkurrenz zur Berufsschule sieht sie nicht, da regionale Gegebenheiten bei der Errichtung der Fachoberschule berücksichtigt würden und somit ein möglichst wohnortnahes Angebot gemacht werden könne.

Brennend interessierten sich die Schüler natürlich auch für die Frage nach dem Führerschein mit 17. Als Mutter von fünf Kindern, hat Frau Bindges die Erfahrung des begleitenden Fahrens selbst gemacht und ist davon begeistert. Sie ist aber nicht grundsätzlich für die Fahrerlaubnis mit 17. Es solle aber über Ausnahmeregelungen für ländliche Gebiete nachgedacht werden.

Auch die Frage nach der Wahl mit 16, die zurzeit diskutiert wird, bewegte die Schülerschaft. Voraussetzung müsse nach Bindges sein, dass die politische Bildung in der Schule intensiviert wird. Ansonsten hat sie keine Bedenken. „Wer nicht politisch interessiert ist, geht auch nicht wählen. Daran wird auch die Herabsetzung des Wahlalters nichts ändern.“

Insgesamt bedauerte Frau Bindges in der sehr authentischen Diskussion, die zunehmende Politikverdrossenheit. Sie führt das auch darauf zurück, dass die Frustrationstoleranz in der Vergangenheit höher war und es mehr Themen gab, für die es sich zu kämpfen lohnte. Sie wünscht sich in der Politik mehr Menschen aus unterschiedlichen Schichten und Berufsgruppen, damit die Entscheidungen insgesamt volksnäher werden.

Zum Schluss ermutigte die Sozialdemokratin die jungen Leute sich politisch zu engagieren, ohne eine persönliche Kosten-/Nutzenanalyse zu erstellen.

C. Moser