Die PoLIS

Potenzialentwicklung durch Lernen, Integration und Sprache

Für fast volljährige Schüler ist der Übergang aus der Sprachförderung in eine Regellerngruppe innerhalb eines angemessenen Zeitfensters kaum zu leisten, da die meisten über keine hinreichende Grundbildung verfügen. Aus diesem Grund wurde die Projektklasse „Potenzialentwicklung durch Lernen, Integration und Sprache (PoLIS)“ ins Leben gerufen. Darunter versteht sich ein spezielles Programm, um einen berufsqualifizierten Abschluss im allgemeinbildenden Schulsystem zu erreichen.

Wie ist dieses Projekt konzipiert? Aus der jahrelangen Erfahrung mit der Sprachförderung erkannte die Schule, dass trotz des Sprachvorkurs die Grundbildung/Allgemeinbildung und auch die erlernten Sprachkenntnisse nicht für das erfolgreiche Abschließen in der Schule und in der Ausbildung ausreichen. Wichtig ist, Schule mit Unterrichtsfächern anzubieten, die auf das alltägliche und berufliche Leben in Deutschland vorbereiten. Nur so können die Integration und die Entwicklung individueller Zukunftsperspektiven gelingen. Die Schule bietet den Schülern der PoLIS 42 Wochenstunden Unterricht. Zum Curriculum gehören Deutsch als Fremdsprache, Deutsch für den Beruf, Mathematik, Gesellschaftslehre, Naturwissenschaften, Englisch, Arbeitswelt, Bildende Kunst sowie Sport. Primär im Fokus steht das vertiefende Deutschlernen in allen Fächern, da dort die Jugendlichen immer noch die größten Defizite aufweisen. Somit werden z.B. in Deutsch für den Beruf und im Fach Arbeitswelt berufspraktische Lernfelder aufgegriffen und thematisiert. Ergänzend zum Schulunterricht finden einmal im Halbjahr zweiwöchige Blockpraktika statt. Diese dienen dem Kennenlernen der verschiedenen Berufsarten, der Vermittlung der spezifischen Anforderungen und eröffnen idealerweise eine Perspektive für eine Ausbildung. Bisher durchgeführte Blockpraktika haben bewiesen, dass viele Betriebe und Unternehmen großes Interesse an einer Übernahme der PoLIS-Schüler in ein Ausbildungsverhältnis unter der Bedingung eines erfolgreichen Berufsreifeabschluss zeigen.

Die PoLIS kann nur mit der Anmeldung zur Ganztagsschule erfolgsversprechend funktionieren. Von montags bis donnerstags gehen die Schüler bis zur neunten Stunde in die Schule. An zwei Nachmittagen erhalten sie die Möglichkeit in den letzten beiden Stunden an den unterschiedlichsten Arbeitsgemeinschaften (Kunst, Hauswirtschaft, Werken, Sport) der Schule teilzunehmen. Ihre am Vormittag erworbenen sprachlichen sowie fachlichen Kompetenzen können sie in der Interaktion mit den anderen Schülern und AG-Leitern der Schule anwenden.

Ein weiterer Aspekt der PoLIS ist, dass auf den individuellen Lernfortschritt des Einzelnen eingegangen wird. Schüler des Sprachvorkurses (SVK) mit großen Lernfortschritten können während des laufenden Schuljahres in die bestehende PoLIS integriert werden. Ist aber ein Schüler mit den Anforderungen der PoLIS überfordert, besteht die Möglichkeit, wieder in den SVK zu wechseln, um Sicherheit in der Sprache, in den Lernanforderungen und für sich selbst zu erhalten. Damit soll einem möglichen Schulversagen entgegengewirkt werden. Das macht gerade bei primären Analphabeten Sinn, da sie kaum innerhalb von drei bis vier Jahren das Niveau eines Berufsreifeabsolventen erreichen können. Zum Ende des Schuljahres führt das Lehrerteam der PoLIS eine Zeugniskonferenz durch. Es wird darüber entschieden, wer die Fähigkeiten aufweist, den Berufsreifabschluss zu erlangen. Die ausgewählten Schüler müssen dies anhand von schriftlichen Prüfungen in den Fächern Deutsch als Fremdsprache, Englisch, Mathematik, Gesellschaftslehre sowie

Naturwissenschaften unter Beweis stellen. Die Bewertungen fließen in die Abschlussnoten mit ein. Schüler, die nicht für den Abschluss vorgesehen sind und diejenigen, die die Abschlussprüfungen nicht erfolgreich bestehen, erhalten die Chance, dieses Projekt ein zweites Jahr, eventuell sogar ein drittes Jahr in Angriff zu nehmen.

Die Schule ist überzeugt, dass mit diesem Projekt Schwierigkeiten im Schulalltag sowie im weiteren Ausbildungsleben minimiert werden. Nach dem erfolgreichen Durchlaufen der PoLIS haben die Schüler ein Rüstzeug von Strategien und Techniken an der Hand, welche sie später in ihren individuellen und beruflichen Zukunftsperspektiven in ihrer neuen Heimat Deutschland erfolgreich anwenden können.